Sexuell übertragbare Infektionen – bist du (dir) sicher?

Die STI-Zahlen steigen, das Wissen darüber ist mangelhaft. Marissa Rink über Ansteckungswege, queere Datenlücken und Safer Sex für alle Geschlechter.

Zwei mit Unterhose und BH bekleidete Körper auf einem Bett, die Oberkörper sind zueinander gewandt, eine Person sitzt am Schoß der anderen und umfasst ihr Gegenüber mit den Beinen.
Foto: cottonbro studio / Pexels

Inhalt in Einfacher Sprache

Das ist die Zusammenfassung von einem Text über sexuell übertragbare Infektionen (Abkürzung aus dem Englischen: STIs). Infektion heißt: Man steckt sich mit einem Virus oder mit einer Krankheit an. Die Medizinstudentin Marissa Rink hat den Text über STIs geschrieben. 
Seit einigen Jahren steigen STIs stark an. 2019 gab es sogar einen Höchststand. 
In Deutschland wissen die Menschen aber zu wenig über STIs. Nur HIV kennen die meisten Menschen. Das ist ein Virus, das das Immunsystem schädigt.
Es gibt aber auch viele andere Krankheiten, die beim Sex übertragen werden können. Zum Beispiel Chlamydien, Gonorrhoe (Tripper) und Syphilis (Lues). Sie werden durch Bakterien übertragen. Und es gibt Krankheiten, die durch Viren übertragen werden, zum Beispiel Genitalherpes. Auch nach einer Infektion mit Humanen Papillom-Viren (HPV) können Krankheiten entstehen.
Die meisten STIs verursachen keine Symptome. Manchmal hat man Symptome, weiß aber nicht, dass es eine STI ist: zum Beispiel können Schmerzen beim Wasserlassen, eine Bindehaut-Entzündung oder Schmerzen beim Sex Symptome einer STI sein. 
Behandelt man STIs nicht, können sie schwere Folgen haben, zum Beispiel Unfruchtbarkeit.
Entdeckt man STIs früh, sind sie sehr gut behandelbar, vor allem die bakteriellen STIs. Man wird gesund, wenn man Antibiotika nimmt.
Um das Risiko einer Ansteckung zu verringern, soll man zum Beispiel ein Kondom oder ein Lecktuch verwenden. So kann man eine Ansteckung mit HIV verhindern. Die anderen STIs kann man aber trotz Schutz nicht zu 100 Prozent verhindern.
Über STIs bei queeren Frauen gibt es zu wenige Daten. Aber auch sie können sich anstecken. 
Es ist wichtig, dass Ärzt*innen und Pädagog*innen über verschiedene Arten von Sex und die Übertragungs-Risiken aufklären. Alle Menschen brauchen gute sexuelle Bildung. So können sie lernen, wie sie verantwortungsvoll mit Sexualität umgehen. Und wie sie sich und andere vor STIs schützen. 

Brigitte Theißl hat diese Zusammenfassung geschrieben. Hast du Fragen zum Text? Schreib an die Redaktion: be(at)ourbodies.at

Sexuell übertragbare Krankheiten (STIs) steigen seit einigen Jahren stark an, die WHO verzeichnete 2019 sogar einen Höchststand. Ist etwa nicht genug Wissen aus dem Sexualkundeunterricht hängen geblieben? Eine 2021 durchgeführte Studie zum Wissen über STIs ergab, dass in Deutschland über alle Altersklassen hinweg erhebliche Lücken in der Aufklärung über STIs bestehen. In Österreich gab es zwar bislang keine repräsentativen Untersuchungen, vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen wurde 2016 jedoch eine Tagung zum Thema sexuelle Gesundheit als „blinder Fleck im österreichischen Gesundheitssystem“ veranstaltet, was auf ähnliche Probleme schließen lässt. 

Während HIV den meisten Erwachsenen ein Begriff ist, kennen deutlich weniger Personen die weitaus häufigeren, durch Bakterien verursachten STIs wie Chlamydien, Gonorrhoe (Tripper) und Syphilis (Lues), virale STIs wie Genitalherpes oder Krankheiten, die nach einer Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) entstehen können. Ganz zu schweigen von deren Symptomen und Übertragungswegen. Was ist wichtig über STIs zu wissen?

Unspezifische Symptome

Die meisten STIs verursachen keine Symptome. Eine Chlamydieninfektion verläuft laut Robert Koch Institut beispielsweise bei 50 Prozent der Männer asymptomatisch, bei Frauen sind es sogar 80 Prozent. Wenn bei Chlamydien, Gonorrhoe oder Syphilis doch Symptome auftreten, sind diese oft unspezifisch, lassen sich rein klinisch nicht einer bestimmten STI zuordnen und unterscheiden sich je nach Sexualpraktik: Schmerzen beim Wasserlassen, veränderter Ausfluss oder Ausfluss aus der Harnröhre, Bindehautentzündung, Entzündung des Enddarms oder Schmerzen beim (penetrativen) Geschlechtsverkehr – um nur einige Beispiele zu nennen. 

Bleibt eine STI über längere Zeit unerkannt und unbehandelt, kann die Infektion aufsteigen und Prostata, Nebenhoden oder Eileiter befallen und zu Unfruchtbarkeit bei allen Geschlechtern führen. So ist eine unentdeckte Chlamydieninfektion etwa die häufigste Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch und eine fortbestehende Syphilis kann nach mehreren Jahren auch weitere Organsysteme sowie das Gehirn betreffen.

Auch eine HPV-Infektion verläuft in aller Regel unbemerkt. Je nach Subtyp des Virus können Feigwarzen oder bösartige Erkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs, Analkarzinome oder Rachenkrebs auftreten. 

Beim Genitalherpes „schlummert“ das Virus ähnlich wie beim Lippenherpes dauerhaft im Körper und kommt phasenweise durch schmerzhafte Bläschen zum Ausbruch. 

Behandlung von STIs

Insbesondere die bakteriellen STIs sind frühzeitig entdeckt gut behandelbar. Nach wenigen Tagen bis Wochen Antibiotikatherapie sind sie in der Regel ausgeheilt. 

Der Genitalherpes-Virus kann leider nicht gänzlich aus dem Körper beseitigt werden, allerdings kann der Verlauf durch Virustatika (Medikamente, die gegen Viren wirksam sind) verkürzt werden und die Symptome durch Schmerzmittel gelindert werden. Für HPV gibt es derzeit keine direkte Behandlung, jedoch eine sichere und für alle Geschlechter empfohlene Impfung sowie Früherkennungsprogramme für Gebärmutterhalskrebs. Eine Infektion mit HIV ist nicht heilbar. Die Viruslast kann durch Virustatika jedoch bis unter die Nachweisgrenze gesenkt werden, sodass weder eine Übertragung noch ein Fortschreiten der Infektion möglich ist.

Ansteckungsrisiken

Das Risiko sich bei einem einmaligen ungeschützten Sexualkontakt mit einer infizierten Person anzustecken, wird für Chlamydien, Syphilis und Gonorrhoe mit 20 bis 30 Prozent angegeben. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass diese Zahl das Risiko beim kondomlosen, penetrativ-vaginalen Geschlechtsverkehr zwischen einer Person mit Penis und einer Person mit Vulva angibt. Dabei können STIs wie Chlamydien, Gonorrhoe und Syphilis immer dann übertragen werden, wenn infizierte Körperflüssigkeit in Berührung mit den Schleimhäuten kommt. Folglich also auch beim Oral- und Analsex, als Schmierinfektion über die Hände oder beim gemeinsamen Gebrauch von Sexspielzeug. 

Beim Genitalherpes enthält insbesondere die Flüssigkeit in den Bläschen viele ansteckende Viren, die sich auch auf der umliegenden Haut verbreiten können. Außerdem kann eine Person mit Lippenherpes durch Oralsex bei einer anderen Person Genitalherpes auslösen. 

Damit lässt sich auch leicht verdeutlichen, dass Kondome, Lecktücher oder andere Barrieremethoden zwar das Risiko einer Ansteckung verringern, sie aber nicht mit absoluter Sicherheit verhindern können (Anmerkung: bei HIV ist das anders, hier ist man mit einer korrekt angewendeten Barrieremethode zuverlässig geschützt). Bei HPV gilt insbesondere die Impfung als effektivste Primärprävention, da das Virus auch durch bloßen Haut-Haut-Kontakt übertragen werden kann und Barrieremethoden nur bedingt schützen. 

Im Umkehrschluss heißt das aber auch: eine sichere Sexualpraktik scheint es nicht zu geben und ebenso wenig sexuell aktive Personengruppen, die von STIs nicht betroffen sein können.

Datenlücken bei queerem Sex

Dennoch wird Sex zwischen Frauen beziehungsweise Menschen mit Vulva selten in Zusammenhang mit STIs gebracht. Zur Häufigkeit von STIs bei dieser Gruppe gibt es nur wenig repräsentative Studien, jedoch wurde in Fallberichten demonstriert, dass für alle genannten STIs eine Übertragung auch beim Sex zwischen Frauen und Personen mit Vulva möglich ist. Die zuletzt veröffentlichte Info-Broschüre der Deutschen Aidshilfe, die sich gezielt mit sexueller Gesundheit und STIs bei Menschen mit Vulva, die Sex mit anderen Menschen mit Vulva haben, auseinandersetzt, ist 2011 erschienen. Diese Lücke versucht unter anderem das Projekt „LipSync“, eine Schweizer Website zum Thema sexuelle Gesundheit bei Lesben, Bisexuellen und queeren Menschen, zu schließen. Leider sind deren inklusive und an der Lebenswelt queerer Menschen orientierten Ansätze nicht überall die Regel. Denn bei der sexuellen Bildung und Aufklärung an Schulen werden Sexualpraktiken zwischen Frauen und Menschen mit Vulva häufig gar nicht oder jedenfalls nicht im Kontext von Safer Sex und STI-Prävention besprochen.

Diese wissenschaftliche und gesellschaftliche Daten- und Informationslücke trägt weiter bei zur Unsichtbarmachung queerer und lesbischer Lebensrealitäten sowie von Frauen und Menschen mit Vulva, die mit Frauen und Menschen mit Vulva sexuell aktiv sind. Häufig wird davon ausgegangen, dass Frauen und Menschen mit Vulva weniger promiskuitiv leben und dementsprechend ein weniger riskantes Sexualverhalten haben. Dabei ist Sex zwischen Frauen und Menschen mit Vulva genauso wie das Sexualverhalten anderer Personengruppen vielfältig. Selbst bei Ärzt*innen spielt die sexuelle Gesundheit von Frauen und Menschen mit Vulva, die Sex miteinander haben, eher eine untergeordnete Rolle. Dies alles führt zu einer insgesamt schlechteren sexuellen Bildung von lesbischen und queeren Frauen und Menschen mit Vulva und womöglich zu länger undiagnostizierten Verläufen von STIs mit den bereits beschriebenen Folgen. 

Darüber hinaus bleibt in diesem Diskurs häufig die Existenz von trans*, inter* und nicht-binären Personen unerwähnt. Dadurch wird verkannt, dass lesbischer Sex nicht immer zwischen Menschen mit Vulva stattfindet und auch Personen ohne Vulven lesbische Sexualität für sich beanspruchen können. Insbesondere Ärzt*innen und medizinisches Personal sollten in der STI-Prävention und Aufklärung darauf achten, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, sondern Menschen so zu bezeichnen und anzusprechen, wie sie es sich wünschen. Ein Beispiel hierfür ist das in der HIV-Prävention gängige MSM („Männer, die Sex mit Männern haben“) anstatt der Bezeichnung „schwul“ – denn sexuelles Verhalten muss nicht zwangsläufig mit dem Label übereinstimmen, das man für sich beansprucht. 

Sexuelle Bildung für alle

Praktizierende Ärzt*innen sollten sich Lebensrealitäten abseits der Heteronormativität bewusst sein. Dazu gehört es, den eigenen Vorurteilen und -ismen aktiv entgegenzusteuern und – konkret für die vorliegende Problematik – STIs bei lesbischen und queeren Frauen und Menschen mit Vulva bei diagnostischen Abwägungen in Betracht zu ziehen. Denn auch wenn Frauen und Menschen mit Vulva, die Sex miteinander haben, generell geringere Inzidenzen an STIs haben, ist hier – wie bei allen Patient*innen – ein individuelles Vorgehen sowie eine genaue, aber queersensible Risikoeinschätzung nötig. 

Pädagog*innen und Lehrkräfte sollten sexuelle Bildung inklusiver gestalten, insbesondere hinsichtlich Safer Sex und Aufklärung über STIs für alle Personengruppen und alle Sexualpraktiken. Da auch Barrieremethoden wie Kondome oder Lecktücher keinen absoluten Schutz vor einer Ansteckung bieten, wäre ein Lösungsansatz kostenlose Testangebote breiter zu bewerben und für alle zugänglich zu machen. Denn eine Art des verantwortungsvollen Umgangs mit STIs ist eine regelmäßige Testung, die Benachrichtigung von Sexualpartner*innen und die ärztliche Behandlung der STI im positiven Testfall. Hierfür müssen auch behandelnde Ärzt*innen und im Gesundheitswesen tätige Personen sexuelle Gesundheit mit einem diskriminierungsfreien und queersensiblen Ansatz neu denken. Nur so können gesellschaftliche Stigmata über STIs abgebaut und alle Personen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit ihrer sexuellen Gesundheit befähigt werden.

Marissa Rink ist Humanmedizinstudierende im 10. Semester an der Universität Tübingen. Sie leitet ehrenamtlich das Sexualpräventionsprojekt „Mit Sicherheit Verliebt“ Tübingen, das an die AG Sexualität und Prävention der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd e.V.) angegliedert ist und sich für eine moderne und inklusive sexuelle Bildung an Schulen einsetzt.

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